Perspektive Erneuerbare Energien

Windenergie

Helicopter vor Offshore-Windkraftanlage in der Nähe der Ölplattform Beatrice Alpha im Beatrice Ölfeld vor der Nordseeküste Schottlands. Foto: Jan Oelker/Repower

Die Windenergie ist der Sonnenenergie unterzuordnen. Durch die unterschiedliche Intensität der eintreffenden Sonneneinstrahlung zwischen den Polen und dem Äquator findet ein großer Energietransport vom Äquator hin zu den Polen statt. Dies bewirkt, dass erwärmte Luftmassen aufsteigen und gigantische Luftzirkulationen hervorbringen. Durch die Erdrotation werden diese Luftzirkulationen zusätzlich abgelenkt. Rund zwei Prozent der Sonnenenergie wird in Windenergie umgewandelt.

Die Nutzung der Windenergie erfolgt in Windkraftanlagen. Moderne Anlagen nutzen einen Teil der Bewegungsenergie des Windes und bremsen ihn dabei ab. Der Physiker Albert Bretz erkannte im Jahr 1920, dass dem Wind die maximale Leistung entnommen werden kann, wenn der Wind auf ein Drittel seiner ursprünglichen Geschwindigkeit abgebremst wird. Der Leistungsbeiwert einer Windkraftanlage beschreibt diese Ausbeutung. Moderne Anlagen schaffen einen Leistungsbeiwert von über 50%.

Ein großes Angebot an Windenergie ist auf den Meeren zu finden, wo keine Widerstände wie Wälder oder Städte den Wind abbremsen. Hier spricht man von „off-shore“-Windkraftanlagen. Um ähnliche Verhältnisse wie auf offenem Meer zu finden, also hohe und konstante Windgeschwindigkeiten (25 bis 30 m/s) bei möglichst vielen Volllaststunden (3000h/a) müssen die „on-shore“-Windkraftanlagen höher und größer gebaut werden. Weiterhin ist das Angebot lokal sehr unterschiedlich. Während in Deutschland das Potential der Windenergie rund ein Drittel des Bedarfs an Elektrizität decken kann, kann in Großbritannien der Bedarf gedeckt und dazu  große Mengen an Windstrom exportiert werden.

Windkraftanlagen arbeiten nach dem Widerstands- oder dem Auftriebsprinzip. Mit dem Auftriebsprinzip lässt sich dem Wind eine größere Leistung entnehmen. Der Wind trifft dabei auf eines der Rotorblätter einer Windkraftanlage und teilt sich auf. Es bildet sich ein Druckunterschied zwischen Ober- und Unterseite eines Blattes, da der Wind unterschiedlich lange Strecken über dem Rotorblatt hinterlegt. Dieser Druckunterschied bewirkt eine senkrecht zum Wind wirkende Auftriebskraft, die das Rotorblatt zum Rotieren bringt.

Ähnlich wie bei der Nutzung von Photovoltaik kann eine Windkraftanlage als Inselsystem oder als netzgekoppelte Anlage dienen. Netzgekoppelte Windkraftanlagen haben in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Windkraftparks bestehen mindestens aus drei Windkraftanlagen. Offshore-Windparks sind Windkraftanlagen, die auf offenem Meer gebaut sind. Hier müssen die Wassertiefen und der Abstand zur Küste nicht zu groß sein, damit sich Offshore-Windparks als wirtschaftlich erweisen. Weiterhin sind die Komponenten einer Windkraftanlage im Meer einer größeren Witterung ausgesetzt, so dass der Materialbeständigkeit eine große Rolle zugewiesen wird. Die Installation einer Windkraftanlage auf offenem Meer ist weitaus aufwändiger und sehr abhängig von den Wetterverhältnissen.

Prinzipiell kann zwischen einer Windkraftanlage mit horizontaler oder vertikaler Achse unterschieden werden. In beiden Fällen ist die Rotation durch das Widerstands- oder Auftriebsprinzip gegeben. Konventionelle Windkraftanlagen besitzen drei Rotorblätter bei horizontaler Drehachse. Je geringer die Zahl der Blätter ist, desto weniger Material ist notwendig. 3-Blattrotoren haben einen etwas höheren Leistungsbeiwert als 2-Blattrotoren, laufen jedoch ruhiger und haben eine geringere mechanische Belastung. Die Spannweite von modernen Rotorblättern kann über 60m betragen. Dies entspricht einem Rotordurchmesser von 120m. Um möglichst gute Windverhältnisse zu erreichen, muss sich die Rotornabe mehr als100m über dem Boden befinden.

Die Gondel einer Windkraftanlage beinhaltet den Generator und das Getriebe. Diese kann sich durch eine Lagerung auf dem Turm drehen. Es kommen Systeme zur Überwachung, Regelung und Steuerung der Gesamtanlagen dazu. Die Generatoren einer Windkraftanlage wandeln die durch den Wind erzeugte Bewegung der Rotorblätter in elektrische Energie um. Sie stellen einen wesentlichen Bestandteil der Anlage dar und befinden sich meistens in der Gondel direkt hinter der Rotornabe. Die Generatoren können nach der erzeugten Stromart unterteilt werden in Gleichstrom-, Wechselstrom, Impulsstrom- und Drehstromgeneratoren. In Windkraftanlagen werden Drehstrommaschinen eingesetzt, die wiederum in Asynchron- und Synchronmaschinen unterteilt werden können.

Das Getriebe kann verschiedenstufig ausgelegt sein. Es hat die Aufgabe, die langsame Rotordrehzahl an die schnelle Generatordrehzahl anzupassen. Je nach Luftgeschwindigkeit wird eine geeignete Stufe ausgesucht. Neue Entwicklungen haben Konzepte für getriebelose Windkraftanlagen erstellt.

Der Turm stellt einen der wichtigsten Bestandteile einer Windkraftanlage dar. Er trägt die Gondel und die Rotorblätter. Vor allem in Binnenlandregionen spielt die Höhe der Rotornabe eine ausschlaggebende Rolle. Mit zunehmender Höhe steigt die Windgeschwindigkeit an. Für die Leistungsbestimmung einer Windkraftanlage fließt die Windgeschwindigkeit mit der dritten Potenz ein. Der Rotordurchmesser und die durchströmte Fläche sind eine weitere wichtige Größe bei der Leistungssteigerung. Diese Parameter fließen linear in die Leistung ein und bedeuten mit zunehmender durchströmter Fläche einen großen Materialaufwand für die Rotorblätter. Der Turm und die Verankerung müssen so konstruiert sein, dass eine Windkraftanlage extremen Wetterzuständen stand hält und für eine Lebenszeit von 30 Jahren das Eigengewicht tragen kann.

Bei großen Windkraftanlagen werden Rohrtürme aus Stahl oder Beton mit rundem Querschnitt gebaut. Die Turmhöhe reicht bis über 100m und kann ein Gewicht von 750t erreichen.

Die Gondel einer Windkraftanlage beinhaltet das Rotorlager, das Getriebe und den elektrischen Generator.

Typische Randparameter
5-MW Anlage mit einem Rotordurchmesser von 110m Deckung des Elektrizitätsbedarfs von 5000 Haushalten
Spezifische Kosten pro installierte Leistung 8 Euro pro Watt (8000 Euro pro Kilowatt)
Aufteilung der Kosten (on-shore)
Rotorblätter 24%
Turm 24%
Getriebe 18%
Generator 10%
Gondel 8%
Nabe und Welle 6%
Rest (Montage, Hydraulik,Kabel) 10%
Windkraftanlage an einem windigen Standort (on-shore)
Volllaststunden 2000 Stunden pro Jahr
Investitionskosten 1200 Euro pro Kilowatt
Erzeugungskosten 8 Eurocent pro Kilowattstunde
Windkraftanlage (off-shore)
Volllaststunden 3400 Stunden pro Jahr
Investitionskosten 2800 Euro pro Kilowatt
Erzeugungskosten 11 Eurocent pro Kilowattstunde

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Fotos zum Thema

Produktion von Rotorblättern. Foto: Nordex
Strömungsversuche an einem Rotorblatt. Foto: Nordex
Produktion von Rotorblättern, automatisches Blattfinish. Foto: Ove Arscholl/Nordex
Vorrichtung zum Festhalten eines Rotorblattes. Foto: Nordex
Schema einer Gondel (Maschinenhaus). Foto: Nordex
Zusammenbau einer Gondel (Maschinenhaus). Foto: Nordex
Offshore Windanlage. Foto: Nordex
Aufbau Offshore-Windpark Thornton Bank, Belgien. Transport von Rotorblättern Foto: Jan Oelker/Repower